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Kippapitulieren

Ende August wurde ganz in der Nähe des Hauses, in dem ich wohne (in Berlin-Friedenau)
ein Rabbi von einer Horde Rabauken zusammengeschlagen und schwer verletzt, seine kleine
Tochter wurde bespuckt, beschimpft und bedroht. Der Fall – nicht der erste seiner Art in
diesem unserem Lande (ich rede nur von der “neueren” Zeit) – ging durch die Medien und
rief naturgemäß ein heftiges Echo hervor. Unter anderem waren Stimmen zu vernehmen,
die den Juden rieten, auf jüdische Accessoires (Kippa, Schläfenlocken, Davidstern…) zu
verzichten, wenn sie sich in die Öffentlichkeit begeben.

Dies gab mir den Anstoß zu folgendem Gedicht, das ich hier veröffentlichen möchte –
selbstverständlich mit dem Warnhinweis: Vorsicht! Sarkasmus!



HURRA, WIR KIPPAPITULIEREN !

 

Man hält’s wirklich nicht für möglich,

und doch ist es leider wahr:

Bist du Jude, schwebst du täglich

hierzulande in Gefahr!

Kriegst das Nasenbein gebrochen,

wirst wie’n Ferkel abgestochen

und trotz alledem sagst Du:

„Ich bin Jud’ und steh dazu!“

 

Aber lasst Euch doch mal fragen:

Weshalb seht Ihr Euch nicht vor?

Wieso müsst Ihr Kippa tragen?

Schläfenlocken dicht am Ohr?

Noch dazu den Davidstern –

den sieht mancher gar nicht gern!

Faust geballt, kalt knallt Gewalt -

Kopf aufs Straßenpflaster prallt…

 

Dass dies heut in diesem Lande

wieder vorkommt dort und hier:

DAS IST EINE RIESENSCHANDE !

Aber schuld dran seid auch Ihr!

Ja – durch Euren Auftritt immer

macht Ihr Juden es noch schlimmer!

Wer als Jud’ Dich nicht erkennt,

Dich kaum jemals „Saujud“ nennt…

 

Deshalb möchte ich Euch warnen

(wenn Ihr dieses mir erlaubt):

Ihr müsst Euch als Gojim tarnen!

Kippa ab! Und überhaupt

seid Ihr Burschen ohne Vorhaut

allzu gerne reichlich vorlaut.

Und kein Wunder ist’s bestimmt,

dass man Euch dies übelnimmt…

 

Das fängt – will ich mal so sagen -

schon im Kindergarten an.

 

Schwierig ist es zu ertragen,

wenn’s wen gibt, der’s besser kann.

Wenn Sally Goldblum triumphiert,

wo Mehmet Öztürk sich blamiert,

dann macht ungehemmt sich breit

dumpfer Hass, genährt durch Neid.

 

Also zieht daraus die Lehre

und seid ständig auf der Hut:

damit keiner sich beschwere,

tarn’ als Döskopp sich der Jud’!

Eure Klugheit – mal ganz ehrlich -

ist für viele brandgefährlich.

Nehmt mir diesen Rat nicht krumm:

Liebe Juden, stellt Euch dumm!

 

Um auf Dauer zu verhindern,

dass man Euch hasst, tritt und schlägt,

impft es ein auch Euren Kindern,

wie als Jud’ man sich beträgt.

Selbstbewusstsein? Nebbich: Demut!

Optimismus? Ach was: Wehmut!

Und tief wird der Blick gesenkt,

wenn an Israel man denkt…

 

Wird das nächste Mal verkündet,

dass ein frommer Muselmann

seinen Sprengstoffgurt gezündet,

zwanzig Juden mitnahm – dann

dürft Ihr dieses zwar bedauern,

solltet jedoch nicht groß trauern,

müsst in Sack und Asche geh’n

und den frommen Mann versteh’n…

 

Wenn fortan statt Geistesblitzen

Ihr nur trübe Funken schlagt

und Euch fragt: „Was soll das nützen?“

sei Euch eines klar gesagt:

Sich in Bescheidenheit zu üben,

bewirkt noch nicht, dass sie Euch lieben,

doch dient’s im Notfall eben

vielleicht dem Überleben…

 

(17.9.2012)