(19. / 20.10.2005)
Seit gestern steht der Bösewicht
von Bagdad endlich vor Gericht.
Jahrzehntelang war dieser Mann
ein Menschenschinder und Tyrann,
der die Bevölk’rung drangsalierte
und Millionen massakrierte.
Wer nicht tagtäglich stundenlang
das Loblied auf den Führer sang,
dem drohte unverzüglich schon
Tortur und Exekution.
Er ließ das Volk im Elend darben.
Und während Kinder hungrig starben,
wurd’ er zur gleichen Zeit steinreich –
der Krösus würd’ vor Neid ganz bleich!
Um Herrscher der Region zu sein,
deckte mit Waffen er sich ein,
mit denen er aus Machtkalkül
die Nachbarländer überfiel.
Indes – darin geh’ wohl nicht fehl ich - :
die Niederlage, sie war schmählich!
Manch in den Krieg gezwung’ner Landser
verschmorte im beschoss’nen Panzer,
sofern er nicht sein Ende fand
beim Rückmarsch durch den Wüstensand.
Doch das war Saddam ganz egal:
die Kasse stimmte allemal!
Die Mächtigen von dieser Welt
war’n freundlich auf ihn eingestellt –
er war für sie der richt’ge Mann,
mit dem man Handel treiben kann.
Drum kamen sie in Riesenscharen
zu ihm geflogen und gefahren,
und um bei ihm lieb Kind zu sein,
krochen sie ihm tief hinten rein.
Und dort, in Saddams Darmgeschlinge,
traf man sich und war guter Dinge:
es stieß der Jürgen Möllemann
mit einem KGB-Mann an,
der Saddams Schergen unterweist,
wie man Geheimnisse entreißt.
Und Rumsfeld hat im Lotterbett
mit Pekings Mann ein Tete-à-tete,
wobei auch hier – wie man versteht –
es sich nur um Geschäfte dreht.
Ein fetter Zuhälter aus Essen
versorgt den Saddam mit Maitressen –
Saddam bevorzugt diese, da sie
mehr bringen als die von der Stasi.
So gab man sich ein Stelldichein
in des Diktators Innerei’n.
Doch heut hätt’ es so mancher gern,
er würde nichts mehr davon hör’n,
und betet, dass man vor Gericht
nicht über diese Dinge spricht.
Ich hoffe sehr, dass dies Gebet
mitnichten in Erfüllung geht !