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EDGAR

Heut' will ich mal wieder dichten

und von Edgar euch berichten,

der - dies sei hier gleich bekräftigt -

ist im ABM beschäftigt,

Oberamtsrat seit acht Jahren,

schlau, gewandt und sehr erfahren.

Halt! Ich weiß nicht, ob ihr wisst,

was das ABM denn ist -

rätselt bitte nicht lang rum:

"M" heißt "Ministerium",

und "AB" - ihr ratet's nie -

heißt "Anti-Bürokratie".

Der Edgar - äußerst fix und helle -

leitet dort die Beschaffungsstelle.

Hat das hohe Haus was nötig,

wird sogleich Freund Edgar tätig,

schickt 'nen Auftrag 'raus - und dann

rollen bald die Sachen an.

Will man - wenn nicht heut, dann morgen -

tausend PCs neu besorgen,

dann sagt Edgar: "Kein Problem !

Wir erneuern das System –

das IT-System, versteht sich !"

Kurz und gut: im Hause dreht sich

vieles um den guten Mann,

der mit Geld klug umgeh'n kann.

Oft geht es um Millionen -

solche Aufträge, die lohnen

sich für Firmen, welche siegen

und den Zuschlag schließlich kriegen.

Man ist Edgar sehr verbunden,

denkt bei sich: "Den fetten Kunden,

den wir uns an Land gezogen,

halten wir uns stets gewogen !"

Dies geschieht auf solche Weise:

man zahlt ihm die Urlaubsreise

oder drückt ihm sehr galant

etwas Leichtes in die Hand:

einen Umschlag, der enthält

viele Scheinchen – bares Geld.

Sowas läuft, wie man versteht,

sehr verschwiegen und diskret,

an 'nem höchst intimen Orte,

ohne viel Gedöns und Worte.

Und mit derlei "Schmierung" kann

endlich sich der gute Mann

jetzt seinen Traumurlaub bestellen:

vier Wochen auf den Salmonellen !

Hei, wie unser Freund sich freut !

Wie im Flug vergeht die Zeit.

Braungebrannt kehrt er zurück.

Doch verdüstert ist sein Blick,

Groll spricht ihm aus dem Gesicht.

"Sag mal, Edgar, stimmt was nicht ?

Was schaust du so deprimiert ?

Ist im Urlaub was passiert ?

Wieso bist du schlecht gelaunt ?"

Die Kollegen sind erstaunt.

Edgar antwortet verbittert:

"Freunde, ich bin tief erschüttert !

Alles fing so prima an,

wie's nicht besser laufen kann.

Sonnenschein gab es in Masse,

das Hotel war erste Klasse,

die Bedienung war perfekt,

auch das Essen hat geschmeckt.

Und die Weiber waren willig,

knackfrisch und dazu spottbillig !

Doch als ich abreisen wollte

und den Pass vorzeigen sollte

(was sich nicht vermeiden lässt),

stellte der Beamte fest,

dass sie überschritten ist,

die Touristenvisumsfrist,

und zwar – glaubt mir, was ich sage –

um nur lediglich zwei Tage !

Statt drüber hinwegzugehn:

' Macht doch nichts ! Auf Wiedersehn !',

schreibt er'n Wisch aus – und dann dies:

'Mister, sixty dollars please !'

Dabei hat er frech gegrient.

Na, ich war vielleicht bedient !

So hat sich das Land entpuppt

als verrottet und korrupt.

Und so wahr ich Edgar bin:

Da fahr ich nicht wieder hin !"