Als allerliebsten Festtagsgruß
empfängt der alte Knabe
von der Geliebten einen Kuss –
per Brief erfolgt die Gabe.
Hei, wie sich unser Bürschlein freut!
Er strahlt vor Glück und Wonne.
Trotz Regenwetter scheint ihm heut
den ganzen Tag die Sonne.
Doch als er kürzlich war bei ihr,
da mocht' sie ihn nicht küssen.
Er fragte: Stimmt was nicht mit mir?
Sie ließ es ihn nicht wissen.
Indes – ich kann sie gut versteh'n.
Ich hab' die Lösung – ehrlich!
Die kluge Frau hat eingeseh'n:
Ein Kuss ist höchst gefährlich!
Beim Küssen fängt man sich ganz leicht
gemeine Gonokokken –
gleichgültig ob die Küsse feucht
sind oder knochentrocken.
Der Kuss, er ist ein übler Hund,
ein Krankheitsüberträger.
Er transferiert Bazillen und
manch anderen Erreger.
Auch soll's schon vorgekommen sein,
dass jungfräuliche Damen
vom Kuss mit einem Kindlein klein
ganz plötzlich niederkamen.
Und was hat Judas wohl bezweckt,
als er den Jesus küsste?
Ach, wie mich der Gedanke schreckt!
Es ist schon wahr: Man müsste
sich fortan küssen nur per Brief,
ersatzweis' auch fernmündlich.
Das wirkt wie ein Präservativ:
hygienisch, sicher, gründlich!