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Lasst mich nicht hängen
(6. - 7.11.2006)
Nun habt ihr vor der ganzen Welt – es ist ja nicht zu fassen – das Urteil über mich gefällt: ihr wollt mich hängen lassen! Ein Unrecht, das zum Himmel schreit, der Gipfel der Unmenschlichkeit! Nie gab’s in diesem Lande je eine größ’re Schande!!
Einst wurd’ umschwärmt ich und hofiert vom Osten wie vom Westen, ich hab im Luxus residiert, in glitzernden Palästen. Mein Volk führt’ ich mit harter Faust, wovor es manchem heut noch graust. Ich sag’s ganz unbescheiden: Das war nicht zu vermeiden!
Auch spielte ich ganz gern mal Krieg, um Macht zu demonstrieren. Doch war mir nicht vergönnt der Sieg - - das Volk bekam’s zu spüren: Armee krepiert im Wüstensand, verarmt und ausgezehrt das Land. Indessen: mir ging’s prächtig, ich dünkte mich allmächtig.
Doch dann traf mich der Schicksalsschlag: man wollt’ mir an den Kragen; vom einen auf den andern Tag hatt’ ich nichts mehr zu sagen. Und so kam’s, dass ich mich verkroch in einem engen Grubenloch, bis Such- und Spür-Experten ans Tageslicht mich zerrten.
Jetzt baumelt über mir der Strick, mein Dasein abzuschließen. Wie eklig: Schlinge ums Genick! Könnt ihr mich nicht erschießen?? Noch besser wär’s, ihr lasst mich frei – mein Gott, was ist denn schon dabei! Das Leben mir zu nehmen – ihr solltet euch was schämen!
Wenn ihr mich überleben lasst, hab ich in ein paar Jahren ein umfangreiches Buch verfasst mit meinen Memoiren. Grad’ ebenso wie Albert Speer geb’ ich Erinnerungen her. Und ihr könnt euch an ihnen ’ne gold’ne Nas’ verdienen!
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